03.02.2013 um 18:04 Uhr
Geschrieben von BEATspoxer
One Ball. One World
Bevor ich beginne, muss ich wohl etwas über mich erzählen:
Was die meisten, bzw. alle, nicht wissen: Ich arbeite bei uns in Thüringen bei einem Zeitungsverlag. Neben den Tageszeitungen arbeite ich für ein Stadtmagazin, welches ausschließlich in Erfurt erscheint.
Neben der Akquise der Anzeigen und Gutscheine steuere ich auch Artikel bei. Im Normalfall schreibe ich über Sportvereine in Erfurt, die beim Mainstream kaum Beachtung finden. Doch bei der Recherche für die März-Ausgabe stieß ich auf ein spannendes und zudem sehr lohnenswertes Projekt mitten in Erfurt. Neben meinem Artikel in unserem Magazin wollte ich die Bühne Blogpokal nutzen und dieses Projekt in die Welt hinaus zu schreien.
Es handelt sich bei diesem Projekt um Spirit of Football.
Der Neuseeländer und einstige Spieler des FC Rot Weiß Erfurt Andrew J. Aris hat es in Erfurt gefallen. Ja, man könnte sagen, er hat sich förmlich in diese Stadt verliebt. Der Dom samt Severikirche, die Krämerbrücke oder der Fischmarkt. All das macht Erfurt zu einem außergewöhnlichen Fleckchen Erde. Nicht so außergewöhnlich und besonders ärgerlich ist allerdings, dass es immer noch die bösen Männer mit Glatze und „White Power"-T-Shirts gibt.
Leider haben sich in letzter Zeit die Berichte über rechte Gewalt in Erfurt wieder verstärkt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in anderen Städten wirklich anders ist.
Es ist kein reines Erfurter Problem. Nein noch nicht mal eines des Ostens. Rassismus gibt es überall und nicht nur in Deutschland. Selbst in Neuseeland gibt es rechtsradikales Gedankengut. Jedoch hat Neuseeland keine nationalsozialistische Vergangenheit. Deutschland hingegen leider schon. Und was soll ich sagen!? Dem Osten wird immer noch nachgesagt, dass man über die Nazis beinah drüber fällt, so viele soll es hier geben. Das ist natürlich Schwachsinn. In jeder Stadt, auf jedem Dorf gibt es die Ewiggestrigen die sich das Dritte Reich wieder wünschen.
Für uns tolerante Menschen ist es unvorstellbar, dass jemand einen anderen hasst, weil er schwarz, weiß, gelb oder lila ist oder weil er oder sie homosexuell ist. Von einer anderen Religion will ich schon gar nicht sprechen. Die Menschen die tolerant sind, sind freilich in der Überzahl. Allerdings leben wir Toleranz in einer Selbstverständlichkeit aus, dass es nicht weiter auffällt. Natürlich fällt da rechtes Gedankengut auf. Es widerspricht unserem Empfinden von sozialer Ordnung. Und das ist auch gut so! Klar, soll niemand dem 2,10 Meter Nazi die Stirn bieten. Das wäre nicht nur dumm sondern vermutlich ist man auch mit einem Bein im Grab. Aber es gibt Menschen, die solchen Leuten tatsächlich Paroli bieten und das auf ihre eigene Art und Weise und mit ihren Möglichkeiten.
So ein Mensch ist Andrew J. Aris. Natürlich hat er mitbekommen, wie es in Erfurt für einen Ausländer läuft. Und damit war er nicht einverstanden.
Doch wie soll man so tiefgreifende Probleme lösen? Diese Menschen ansprechen und versuchen den Dialog zu suchen? Das wird in 90 % der Fälle nicht funktionieren. Dadurch kann man auch nicht die Gesinnung ändern.
Aber über den Fußball kann man etwas erreichen. Fußball ist die Sprache der Welt. Es gibt keinen Verein, bei dem nicht ein ausländischer Spieler aufläuft. Und alle jubeln und leiden mit diesen Spielern, ungeachtet der Hautfarbe oder Religion.
So wurde 2005 Spirit of Football mitten im kleinen Erfurt gegründet. Hier wird Integration über den Fußball gelebt und vermittelt. Es ist der Geist des Fußballs, der ein Zusammenleben möglich macht. Aris und die anderen Mitglieder gehen in die Erfurter Schulen und machen einen Workshop mit den Kindern der fünften und sechsten Klasse. Also bei den Kindern, bei denen sich im Normalfall noch keine vorgefertigte Meinung festsetzen kann.
Und siehe da, Jungs spielen an die Mädchen ab, der kurdische Junge spielt mit dem türkischen und alle freuen sich gemeinsam, wenn ein Tor fällt. Allerdings, so Aris, muss dies auch immer wieder in die Köpfe der Kinder zurückgeholt werden. So bleibt es meist nicht bei einem Besuch und die Kids werden immer daran erinnert, dass respektvoller Umgang untereinander ein wertvolles Gut ist.
Neben dem Fußballspielen im Klassenverband wird auch „the ball" mitgebracht.
The ball reist jede WM von England aus durch die Welt bis zum Austragungsland. Auf diesem Weg wird the ball von tausenden Menschen gekickt, geköpft oder, für die Torhüter, auch gefangen. All diese Menschen unterschreiben auf diesem Ball. So sind bei der WM 2010 über 18000 Unterschriften zusammengekommen. Damit ist the ball der meistunterschriebene Ball der Welt. Und gerade er zeigt uns, dass jeder Mensch gleich ist. Alle wollen kicken. Ob in England, Deutschland, Japan, Saudi Arabien, den USA oder Südafrika. Und jeder hat mit diesem Ball gespielt.
Aris wird auch wieder, von England aus, nach Brasilien starten und eine Menge Leute kennenlernen. Extra dafür wurde ein Ball in Brasilien gefertigt, der dann auch wieder nach Brasilien zurückkommt. Dann natürlich mit massig Unterschriften.
Mit so einer kleinen Geste wird uns gezeigt, dass ein Miteinander möglich ist und wenn es erst mal „nur" auf dem Fußballplatz ist.
Wichtig hierbei ist, dass vor allem die Kinder davon sehr beeindruckt sind und eben doch hinterfragen, ob man einen Judenwitz erzählt oder nicht.
Aris opfert viel für dieses Projekt. Die Reisen dauern meist ein halbes Jahr. So muss er dafür seinen Job kündigen oder zumindest sich freistellen lassen. Es kostet wahnsinnig viel Geld (sein eigenes!) diese Reisen zu machen. Doch mit dieser gelebten Integration macht er nicht nur den Fußball und Erfurt ein kleines bisschen besser.
Übrigens hat die englische Spirit of Football-Organisation für die WM 2014 mit dem FC Barcelona zusammengearbeitet.
Hier das Video dazu:
Ich weiß sehr wohl, dass dies nicht in den Blogpokal gehört. So lesen es jedoch ziemlich viele Menschen und das soll auch kein Spendenaufruf werden. Dieses Thema beschäftigt mich schon eine ganze Zeit und fasziniert mich sehr. Deswegen wollte ich das hierdrüber mit euch teilen.
Ich hoffe, ich konnte euch zeigen, dass dieses Projekt besonders ist und es sich lohnt, sich für die richtige Sache einzusetzen.
Was die meisten, bzw. alle, nicht wissen: Ich arbeite bei uns in Thüringen bei einem Zeitungsverlag. Neben den Tageszeitungen arbeite ich für ein Stadtmagazin, welches ausschließlich in Erfurt erscheint.
Neben der Akquise der Anzeigen und Gutscheine steuere ich auch Artikel bei. Im Normalfall schreibe ich über Sportvereine in Erfurt, die beim Mainstream kaum Beachtung finden. Doch bei der Recherche für die März-Ausgabe stieß ich auf ein spannendes und zudem sehr lohnenswertes Projekt mitten in Erfurt. Neben meinem Artikel in unserem Magazin wollte ich die Bühne Blogpokal nutzen und dieses Projekt in die Welt hinaus zu schreien.
Es handelt sich bei diesem Projekt um Spirit of Football.
Der Neuseeländer und einstige Spieler des FC Rot Weiß Erfurt Andrew J. Aris hat es in Erfurt gefallen. Ja, man könnte sagen, er hat sich förmlich in diese Stadt verliebt. Der Dom samt Severikirche, die Krämerbrücke oder der Fischmarkt. All das macht Erfurt zu einem außergewöhnlichen Fleckchen Erde. Nicht so außergewöhnlich und besonders ärgerlich ist allerdings, dass es immer noch die bösen Männer mit Glatze und „White Power"-T-Shirts gibt.
Leider haben sich in letzter Zeit die Berichte über rechte Gewalt in Erfurt wieder verstärkt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in anderen Städten wirklich anders ist.
Es ist kein reines Erfurter Problem. Nein noch nicht mal eines des Ostens. Rassismus gibt es überall und nicht nur in Deutschland. Selbst in Neuseeland gibt es rechtsradikales Gedankengut. Jedoch hat Neuseeland keine nationalsozialistische Vergangenheit. Deutschland hingegen leider schon. Und was soll ich sagen!? Dem Osten wird immer noch nachgesagt, dass man über die Nazis beinah drüber fällt, so viele soll es hier geben. Das ist natürlich Schwachsinn. In jeder Stadt, auf jedem Dorf gibt es die Ewiggestrigen die sich das Dritte Reich wieder wünschen.
Für uns tolerante Menschen ist es unvorstellbar, dass jemand einen anderen hasst, weil er schwarz, weiß, gelb oder lila ist oder weil er oder sie homosexuell ist. Von einer anderen Religion will ich schon gar nicht sprechen. Die Menschen die tolerant sind, sind freilich in der Überzahl. Allerdings leben wir Toleranz in einer Selbstverständlichkeit aus, dass es nicht weiter auffällt. Natürlich fällt da rechtes Gedankengut auf. Es widerspricht unserem Empfinden von sozialer Ordnung. Und das ist auch gut so! Klar, soll niemand dem 2,10 Meter Nazi die Stirn bieten. Das wäre nicht nur dumm sondern vermutlich ist man auch mit einem Bein im Grab. Aber es gibt Menschen, die solchen Leuten tatsächlich Paroli bieten und das auf ihre eigene Art und Weise und mit ihren Möglichkeiten.
So ein Mensch ist Andrew J. Aris. Natürlich hat er mitbekommen, wie es in Erfurt für einen Ausländer läuft. Und damit war er nicht einverstanden.
Doch wie soll man so tiefgreifende Probleme lösen? Diese Menschen ansprechen und versuchen den Dialog zu suchen? Das wird in 90 % der Fälle nicht funktionieren. Dadurch kann man auch nicht die Gesinnung ändern.
Aber über den Fußball kann man etwas erreichen. Fußball ist die Sprache der Welt. Es gibt keinen Verein, bei dem nicht ein ausländischer Spieler aufläuft. Und alle jubeln und leiden mit diesen Spielern, ungeachtet der Hautfarbe oder Religion.
So wurde 2005 Spirit of Football mitten im kleinen Erfurt gegründet. Hier wird Integration über den Fußball gelebt und vermittelt. Es ist der Geist des Fußballs, der ein Zusammenleben möglich macht. Aris und die anderen Mitglieder gehen in die Erfurter Schulen und machen einen Workshop mit den Kindern der fünften und sechsten Klasse. Also bei den Kindern, bei denen sich im Normalfall noch keine vorgefertigte Meinung festsetzen kann.
Und siehe da, Jungs spielen an die Mädchen ab, der kurdische Junge spielt mit dem türkischen und alle freuen sich gemeinsam, wenn ein Tor fällt. Allerdings, so Aris, muss dies auch immer wieder in die Köpfe der Kinder zurückgeholt werden. So bleibt es meist nicht bei einem Besuch und die Kids werden immer daran erinnert, dass respektvoller Umgang untereinander ein wertvolles Gut ist.
Neben dem Fußballspielen im Klassenverband wird auch „the ball" mitgebracht.
The ball reist jede WM von England aus durch die Welt bis zum Austragungsland. Auf diesem Weg wird the ball von tausenden Menschen gekickt, geköpft oder, für die Torhüter, auch gefangen. All diese Menschen unterschreiben auf diesem Ball. So sind bei der WM 2010 über 18000 Unterschriften zusammengekommen. Damit ist the ball der meistunterschriebene Ball der Welt. Und gerade er zeigt uns, dass jeder Mensch gleich ist. Alle wollen kicken. Ob in England, Deutschland, Japan, Saudi Arabien, den USA oder Südafrika. Und jeder hat mit diesem Ball gespielt.
Aris wird auch wieder, von England aus, nach Brasilien starten und eine Menge Leute kennenlernen. Extra dafür wurde ein Ball in Brasilien gefertigt, der dann auch wieder nach Brasilien zurückkommt. Dann natürlich mit massig Unterschriften.
Mit so einer kleinen Geste wird uns gezeigt, dass ein Miteinander möglich ist und wenn es erst mal „nur" auf dem Fußballplatz ist.
Wichtig hierbei ist, dass vor allem die Kinder davon sehr beeindruckt sind und eben doch hinterfragen, ob man einen Judenwitz erzählt oder nicht.
Aris opfert viel für dieses Projekt. Die Reisen dauern meist ein halbes Jahr. So muss er dafür seinen Job kündigen oder zumindest sich freistellen lassen. Es kostet wahnsinnig viel Geld (sein eigenes!) diese Reisen zu machen. Doch mit dieser gelebten Integration macht er nicht nur den Fußball und Erfurt ein kleines bisschen besser.
Übrigens hat die englische Spirit of Football-Organisation für die WM 2014 mit dem FC Barcelona zusammengearbeitet.
Hier das Video dazu:
Ich weiß sehr wohl, dass dies nicht in den Blogpokal gehört. So lesen es jedoch ziemlich viele Menschen und das soll auch kein Spendenaufruf werden. Dieses Thema beschäftigt mich schon eine ganze Zeit und fasziniert mich sehr. Deswegen wollte ich das hierdrüber mit euch teilen.
Ich hoffe, ich konnte euch zeigen, dass dieses Projekt besonders ist und es sich lohnt, sich für die richtige Sache einzusetzen.
Aufrufe: 2214 | Kommentare: 7 | Bewertungen: 1 | Erstellt:03.02.2013
ø 8.0
KOMMENTARE
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07.02.2013 | 12:48 Uhr
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Auch wenn er mich nicht umgehauen hat, so fande ich ihn doch einen Tick unterhaltsamer, als den hier. Und bevor jemand fragt, auch ein Blog zu so einem ernsten Thema kann interessant und damit (in meinen Augen) auch "unterhaltsam" sein.
Aber ich habe da doch die Frage, ob "Spirit of Football" nicht eher wenig mit dem 2,10 Meter Nazi zu tun hat, sondern mit dem Thema Integration in der Schule. Klar kann man durch solche Maßnahmen schon in jungen Jahren rechtsradikalen Tendenzen vorbeugen, aber mit dem schon vorhandenen "Nazi-Problem" hat es meiner Meinung nach wenig zu tun.
Zweitens muss ich da sofort an ein Projekt hier aus München denken, das wohl ähnlich ist, nur schon älter und inzwischen scheinbar deutlich größer ist:
http://www.buntkicktgut.de/
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07.02.2013 | 11:10 Uhr
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Voegi :
ich schwimme mal gegen den strom und gebe diesem blog meine stimme. nicht nur, weil er ein wichtiges und interessantes thema aufgreift, sondern auch richtig gut geschrieben ist. ist jetzt nichts launiges, aber das muss ja auch nicht immer sein.
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05.02.2013 | 07:46 Uhr
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gerosimo :
Hat der Blogpokal Regeln? Seine eigenen vielleicht. Aber echte? Pfffffft.Ich mag Deinen Blog. Ein wichtiges Thema. Danke für das Teilhaben-Lassen.
Mal schauen, was Dein Gegner so schreibt. Ach - das bin ja ich ...
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04.02.2013 | 15:00 Uhr
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04.02.2013 | 14:14 Uhr
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taneu :
Integration gegen Fußballgott. Aris gegen Kowalski. Das Projekt find ich gut, der Blog etwas langatmig. Meinen Punkt bekommt Gero.
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03.02.2013 | 18:05 Uhr
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Und bevor einer meckert. Das ist nicht mein Artikel. Ich habe mir schon die Mühe gemacht und einen seperaten Blog geschrieben.
das ist mein Beitrag zum Blogpokal. Mein Gegner ist Gerosimo.
Bewertung wie immer
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Klasse Blog, starke Aktion, aber nicht so recht blogpokalig (was ein Wort)
Meine stimme geht also an Gerodings aber ein Teil meines Respekts bleibt hier.